
„Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte das Konsequenzen haben und unsere Demokratie in nur wenigen Jahren schwächen“, warnt uns „Luise von Correctiv“ in einem Newsletter mit der Absenderadresse „unterstuetzen@correctiv.org“. Correctiv? War das nicht diese wahnsinnig investigative Journalistenplattform, gesponsert von einer Stiftung, die unsere Republik gerade noch so vor einem AfD-Geheimplan gerettet hat? Die „Alternativen“wollten doch tatsächlich alle Migrationshintergründler aus unserem gentrifizierten Vaterland (m/w/d) verbannen!?!
Jetzt schreibt uns aber Luise von Correctiv in anderer Sache. „Die Saat der Desinformation„, die uns „heute“ beherrscht:
„Desinformation und Falschnachrichten durchziehen schon heute soziale Netzwerke, Diskussionen und viele Familiengespräche. Falschmeldungen zu aktuellen Problemen – von Wahlen über Klima bis zu Migration säen Angst und Verwirrung. Gezielt gesteuerte Kampagnen manipulieren Menschen, ihre Unsicherheit wächst und das Vertrauen in Medien und Politik schwindet. Populistische Aussagen treffen auf fruchtbaren Boden. Sie versprechen einfache Lösungen für komplexe Probleme. Die Folgen: mehr Zulauf zu radikalen Parteien, schwindende Konsensfähigkeit und die schrittweise Erosion unserer demokratischen Werte.“
Da fällt mir fatalerweise ein Artikel aus der NZZ ein: „Die Plattform «Correctiv» musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren. Dennoch halten viele deutsche Medien an der ursprünglichen Version fest. Das zeugt von mangelnder Selbstkritik.“
Wohl wahr, denn, wie die Berliner NZZ-Korrespondentin Beatrice Achterberg weiter berichtete :
„Medien sprangen willig auf die von «Correctiv» verdichtete Erzählung auf. In der «Tagesschau» sprach eine Moderatorin von «Deportationsplänen», beim «Spiegel» gruselte man sich vor dem «Deportationsgipfel». Die Empörung, die folgte, war kolossal. Kaum ein Spitzenpolitiker, der den vermeintlichen Tabubruch nicht schnellstens und eifrig verurteilte. Hunderttausende Menschen versammelten sich zu bundesweiten Demonstrationen «gegen rechts». Selten hat ein einzelner Text eine solche Schlagkraft entwickelt. Kürzlich erhielt «Correctiv» den Leuchtturm-Preis des Vereins Netzwerk Recherche für «besondere publizistische Leistungen».„
Das erinnert mich daran, dass ich bereits beschlossen hatte, deshalb aus besagtem Netzwerk auszutreten.
Der Correctiv-Text wimmele „nur so von Ungenauigkeiten, wirkmächtigen Suggestionen und Meinungsäusserungen anstelle von Fakten“, schreibt Achterberg. „Und das, obwohl die Autoren vollmundig versprechen, eine genaue Rekonstruktion des Abends zu liefern.“
Um es kurz zu machen: Die „Rechercheplattform“ Correctiv macht eher staatstreue Politik und Kampagnenjournalismus als ehrliche journalistische Arbeit. Noch schlimmer ist, dass viele deutsche Medien die Sensationslust überfiel. Sie dramatisierten den schon von Correctiv drastisch nach oben skalierten Skandalbericht. Beatrice Achterberg:
„Die Herangehensweise von Redaktionen, kleinere Enthüllungen für möglichst viel Effekt gross aufzubauschen, scheint mittlerweile im deutschen Journalismus System zu haben.“
Leider richtig. Hinzu kommt, dass selbst der SPIEGEL wegen der Klickrate darauf verfallen ist, jeden Bullshit auf seiner Website lang und breit auszuwälzen.
Ich sehne mich zu den Zeiten zurück, als Journalistenkollegen Wetten darauf abschlossen, wie hoch der Berg unveröffentlichter Manuskripte sein müsse, von dem sich die Reporter von SPIEGEL oder „stern“ zu Tode stürzen, weil sie kaum einmal eine Zeile in ihrem Blatt unterbringen konnten. Wegen Platzmangels.
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